Die Zähne sind ein fester Bestandteil unseres Körpers – okay, zugegeben, manchmal auch etwas locker oder herausnehmbar, aber immer ein Bestandteil.
Betrachten wir also mal unsere Zähne, oder besser gesagt unser ganzes Kausystem, durch die Brille eines ganzheitlich denkenden Zahnarztes. Praktischerweise nehme ich dazu mal meine eigene Person.
Bevor ich Ihnen jedoch diese Brille aufsetze, nur ein paar Worte zu meinem beruflichen Werdegang. Ganz klassisch folgte nach dem Abitur die Zahntechnikerlehre im elterlichen Labor, das Studium, Staatsexamen, Promotion, Assistentenzeit und Übernahme einer Praxis. Voller Elan und Tatendrang behandelte ich nach allen Regeln der (schul)zahnmedizinischen Kunst meine Patienten, stieß aber bald an einen Punkt, wo ich nicht mehr weiter kam.
Ich erinnerte mich an meine Faszination über das immense Wissen der Naturvölker über die Wirksamkeit von Heilpflanzen. Also begann ich mich näher über Naturheilverfahren zu informieren und absolvierte die 2-jährige Ausbildung in Akupunktur, die ich dann auch mit dem A-Diplom abschloss. Während dieser Ausbildung lernte ich immer mehr über andere Naturheilverfahren, bildete mich auch darin fort und hatte letztendlich neben dem schulzahnmedizinischen Wissen auch nicht unerhebliche Kenntnisse in der ganzheitlichen Zahnmedizin. Also die klassische Wandlung vom Saulus zum Paulus.
Zahnarzt Klaus Jülichmann, topDentis Cologne
Nun aber genug über mich, jetzt setze ich Ihnen besagte Brille auf!
Betrachten wir doch mal unser Kausystem – es besteht aus:
- den Zähnen
- dem Zahnhalteapparat
- dem Kieferknochen
- der Kaumuskulatur
- den Kiefergelenken
- der Zunge
- dem Gaumen
- den Speicheldrüsen und
- dem Rachen
Die Zähne
Sie bestehen aus Zahnkrone, Zahnhals und Zahnwurzel. Die äußere Schicht bildet der Zahnschmelz, die härteste Substanz im menschlichen Körper. Darunter befindet sich das weichere Zahnbein, das mit mikroskopisch kleinen Kanälchen durchzogen ist. Diese dienen zur Reizweiterleitung. Die Zahnwurzel ist vom Zahnzement geschützt und mit feinen Bändchen im Zahnfach im Kieferknochen verankert.
Zahnerkrankungen – Karies
Beginnend mit einem kleinen Loch entwickelt sich unbehandelt die Karies weiter bis sich letztendlich der Zahnnerv entzündet.
Nun ist die allseits beliebte Wurzelbehandlung angesagt, bei der das entzündete Gewebe im Wurzelkanal entfernt und dieser zum Schluss bakteriendicht verschlossen wird.
Wie die Karies therapiert wird dürfte wohl jedem bekannt sein, der schon einmal das liebliche Surren des Zahnarztbohrers vernehmen durfte. Danach stellt sich jedoch die elementare Frage, wie verschließe ich nun das Loch im Zahn? Wobei man bedenken muss, dass dieses Material dauerhaft im Zahn bleiben soll – und das 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr, sprich ständig. Sollte es nicht vertragen werden, kann man sagen „Houston, wir haben ein Problem!“
Auch mit einer Wurzelbehandlung ist nicht gewährleistet, dass ein Zahn keine Probleme mehr bereitet. Selbst nach einer vollkommen korrekt durchgeführten Behandlung ist es möglich, dass sich Entzündungen im Bereich der Wurzelspitze bilden. Die Folge davon sind meist unbemerkte Störfelder, die eine Fernwirkung auf andere Organe haben können.
Also was tun, sprach Zeus, die Götter sind besoffen.
Die Umweltzahnmedizin bietet hier vielfältige Möglichkeiten. Zum einen kann man mittels spezieller Laboruntersuchungen feststellen, ob ein (Füllungs-) Material, Kleber oder Medikament vertragen wird oder nicht. Zum anderen kann ebenfalls durch spezielle Laboruntersuchungen festgestellt werden, ob sich ein (wurzelgefüllter) Zahn zum Störfeld entwickelt hat.
Am besten ist jedoch, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen und das Kariesrisiko durch regelmäßige Prophylaxe zu minimieren.
Der Zahnhalteapparat
Unsere Zähne sind mit feinen Bändern im Zahnfach bzw. Kieferknochen quasi aufgehängt und haben eine gewisse Eigenbeweglichkeit. Dies schützt den Kieferknochen vor Beschädigungen.
Bei einer Erkrankung des Zahnhalteapparats wie z.B. der Parodontitis kommt es zu einer Entzündung des Zahnfleisches, dem Abbau des Zahnhalteapparates, zur Lockerung und letztendlich zum Verlust des Zahnes.
Die ständige Entzündung kann aber weitreichende Folgen für den ganzen Körper haben:
- Herzinfarkt
- Schlaganfall
- Diabetes
- Rheuma
- Atemwegserkrankungen
- Arthritische Erkrankungen
- Gefahr von Früh- und Fehlgeburten
- Bestimmte Krebsleiden
Neben den üblichen Prophylaxe- und Behandlungsmaßnahmen bietet die moderne Zahnmedizin mikrobiologische Testverfahren, mit denen die Krankheit erkannt wird bevor es überhaupt zu einem Gewebeabbau gekommen ist. Ein anderes mikrobiologisches Testverfahren bestimmt die Art von Keimen, die an der Entzündung beteiligt sind, sodass gezielt gegen diese vorgegangen werden kann. Diese Verfahren sind sehr zu empfehlen u.a. für schwangere, chronisch Kranke und immungeschwächte Patienten.
Der Kieferknochen
Neben diversen gutartigen und bösartigen Tumoren gibt es noch eine Erkrankung des Kieferknochens, die einen großen Einfluss auch auf entferntere Organe hat, die Fettig Degenerative Osteonekrose des Kieferknochens (FDOK) oder auch NICO (Neuralgia Inducing Cavitational Osteonecrosis). Als fettig degenerative Osteonekrose im Kieferknochen (FDOK) wird eine oft unerkannte chronische Entzündung im Kiefer bezeichnet, die nicht von selbst ausheilt und so das Immunsystem dauerhaft beschäftigt. Das kann eine Vielzahl chronischer Erkrankungen verursachen. Die Betroffenen haben meist keine Schmerzen oder Entzündungszeichen und nehmen die Erkrankung deshalb selten wahr.
Bei einer FDOK entstehen im Oberkiefer oder Unterkiefer einer oder mehrere mit Fettgewebe gefüllte Hohlräume. Die Ursache der FDOK ist noch nicht sicher geklärt. Forscher vermuten, dass der Knochen aufgrund von Durchblutungsstörungen im Kiefer abstirbt und die so entstehenden Hohlräume sich mit fettig degeneriertem Gewebe oder fettiger Flüssigkeit füllen. Bei einer FDOK gebildete Botenstoffe, sogenannte Entzündungsmediatoren, können in anderen Regionen des Körpers zu Entzündungen führen.
Herkömmliche Röntgenaufnahmen lassen eine FDOK im besten Fall nur vermuten. Doch meist bleiben die fettgefüllten Hohlräume dabei unentdeckt.
Eine eindeutige Darstellung der FDOK ist durch eine digitale Volumentomografie (DVT) oder eine Kernspinuntersuchung (MRT) möglich.
Ferner bieten mikrobiologische Tests weitere Möglichkeiten einer detaillierten Diagnostik.
Die Kaumuskulatur und die Kiefergelenke
Erkrankungen des Kausystems mit Kiefergelenken, Kaumuskulatur und Zusammenbiss werden unter dem Sammelbegriff Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) zusammengefasst.
Sie äußert sich in diversen Symptomen wie Kopfschmerzen, Nacken- / Schulterverspannungen, unklaren Gesichts- und Zahnschmerzen, Beschwerden im Bewegungsapparat, Ohrproblemen wie Tinnitus, Schluckbeschwerden, Sehstörungen, Herz- / Kreislaufproblemen, Magen- / Darmproblemen, Schlafstörungen u.v.m.
Wie Sie sehen, betrifft die CMD die verschiedensten Fachgebiete der Medizin und wird deshalb oftmals sehr spät erkannt. Aus diesem Grund ist es wichtig, bei nicht eindeutig diagnostizierbaren Beschwerden immer an die Kiefergelenke zu denken.
Therapiert wird die CMD üblicherweise mit Aufbissschienen in Verbindung mit Physiotherapie. Da es sich um ein multifaktorielles Geschehen handelt, ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit verschiedenen medizinischen Fachgebieten unerlässlich.
Zunge, Speicheldrüsen, Gaumen und Rachen
Auch im Bereich der Weichgewebe in der Mundhöhle gibt es diverse Erkrankungen, wobei ich mich nur mit der bekanntesten beschäftigen möchte – dem Schnarchen.
Es ist alles andere als lustig, wenn man im Bett liegt und versucht einzuschlafen und neben einem produziert jemand Geräusche mit dem Pegel einer durchgehenden Büffelherde. Und den- bzw. diejenige interessiert es auch herzlich wenig, dass er sich strafbar macht, da der Gesetzgeber nach 22 Uhr Geräusche von über 60 dB verbietet.
Aber nicht nur deswegen leben Schnarcher gefährlich. Ein nicht therapiertes, krankmachendes Schnarchen kostet nämlich 10-12 Lebensjahre!
Folgen des krankmachenden Schnarchens sind Bluthochdruck, erhöhtes Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko, Diabetes, Libido-Verlust u.v.m.
Aber warum schnarchen wir überhaupt? Im Schlaf erschlaffen die Weichgewebe im Mundraum, fallen zurück und verschließen entweder teilweise oder vollständig den Rachenraum. Da die Luft nicht mehr ungestört fließen kann, versetzt sie die Weichgewebe in Schwingung, das bekannte Schnarchgeräusch entsteht.
Auch hier kann der Zahnarzt helfen, indem er eine so genannte Unterkiefer Protrusions Schiene (UPS) einsetzt. Dies ist ein zweiteiliges Schienensystem, eine Oberkiefer- und eine Unterkieferschiene, durch Verbindungselemente miteinander verbunden. Sie sorgen für einen Vorschub (Protrusion) des Unterkiefers sowie der Zunge und anderer Weichgewebe im Mund und befreien so den eingeengten oder verschlossenen Rachenraum.
So, das war jetzt erst mal viel Text und viele Infos, dabei habe ich mich nur auf das Wesentliche beschränkt. Ich denke mal, dass zu jedem einzelnen Thema noch ein gesonderter Blog folgen wird.
Ich hoffe, Sie betrachten Ihre Zähne bzw. Ihr Kausystem nun mit anderen Augen und denke, Sie werden Professor Hakman aus Amsterdam zustimmen, der meint: „Der Mund ist mehr als eine Kiste Zähne!“
Erfahren Sie auf unserer Themenseite mehr über die Möglichkeiten der Umweltzahnmedizin.