Im ersten Teil unserer Reihe haben wir erklärt, wie sich Zahnarztangst bei Kindern äußern kann und welche Gründe es dafür gibt. Im zweiten Teil unserer Blogreihe zeigen wir, wie Sie als Eltern einen Beitrag dazu leisten können, dass Ihr Kind seinen Zahnarzt als Freund und nicht als Feind sieht. Werden Sie Wegbereiter für eine positive Beziehung zwischen Ihrem Kind und seinem Zahnarzt und unterstützen Sie Ihr Kind dabei, das Thema Mundhygiene in einem freundlichen Licht zu sehen.
Im Großen und Ganzen gilt es, negative Erfahrungen mit dem Zahnarzt zu vermeiden – sowohl direkt als auch indirekt. Neben der Wahl des richtigen Zahnarztes (freundlich, verständnisvoll und respektvoll), dem Sie vertrauen ist es wichtig, ein positives Bild vom Zahnarztbesuch aufzubauen. Denn die Angst vor dem Zahnarzt ist nicht angeboren sondern oft hausgemacht.
Damit Ihnen und Ihrem Kind das nicht passiert, sollten Sie Ihr Kind schon früh an den Zahnarztbesuch gewöhnen: Ihr Kind vor dem Besuch richtig vorbereiten, nicht die falschen Dinge sagen und schlussendlich gemeinsam mit dem Zahnarzt überlegen, wann und wenn ja wie lange Sie selbst mit im Behandlungszimmer sein wollen.
Früh übt sich – Zahnarztbesuch zur Routine machen
Damit Ihr Kind den Zahnarztbesuch nicht zum Angst-Gipfel hochstilisieren kann, ist es sinnvoll, eine Routine daraus zu machen. Denn wenn der Gang zum Zahnarzt Gewohnheit ist, dann gibt es wenig Grund, sich davor zu fürchten. Unangenehm – ja; furchteinflößend – nein. Nichts ist langweiliger als der Alltag. Und beim Zahnarztbesuch ist genau das gewünscht.
Daher sollte Ihr Kind schon möglichst früh mit dem Zahnarztbesuch vertraut gemacht werden. Es empfiehlt sich, bereits im Alter von etwa 1 Jahr oder wenn der erste Zahn kommt beim Zahnarzt Ihres Vertrauens vorbeizuschauen. So kann überprüft werden, ob alles in Ordnung ist. Ihr Kind lernt die Praxis dabei vollkommen unbefangen kennen.
Ab einem Alter von etwa 2 1/2 Jahren sollten regelmäßige Besuche beim Zahnarzt zur Routine dazugehören. Der Zahnarzt säubert, fluoridiert und überprüft die jungen Beißerchen Ihres Kindes und kann langsam und schonend ein Vertrauensverhältnis aufbauen. Wenn Ihr Kind nicht erst bei Problemen zum Zahnarzt geht, sondern auch in guten Zeiten, hat es in der Praxis einen Ankerpunkt, an dem es sich wohlfühlen kann.
Mit Vorbereitung ein positives Bild im Kopf schaffen
Im ersten Teil dieser Blogreihe hatten wir gesehen, dass Zahnarztangst nicht immer auf direkten Erlebnissen basiert, sondern auch aus Erzählungen und negativen Erfahrungen von anderen entstehen kann – besonders, wenn diese Personen dem Kind nahestehen. Obwohl das Kind noch nicht beim Zahnarzt war oder keine schlechten Erfahrungen gesammelt hat, glaubt es zu wissen, welches Unheil dort. Es hat „gelernt“, dass ein Zahnarztbesuch etwas zum Fürchten ist.
Dieses Bild gilt es gar nicht erst entstehen zu lassen. Und hier können Sie als Eltern aktiv mit eingreifen und den Zahnarztbesuch als ein positives Erlebnis zeigen. Dazu ist es auch wichtig, dass Sie selbst davon überzeugt sind. Lassen Sie Ihre eigenen eventuell vorhandenen Ängste nicht auf Ihr Kind überspringen.
Wenn Sie es schaffen, den Zahnarztbesuch vor Ihrem Inneren Auge mit einem Besuch im Spa oder bei der Massage zu vergleichen, sind Sie auf einem guten Weg. Hier geht es darum, seinem Körper etwas Gutes zu tun, ihn zu pflegen und auf den schroffen Alltag vorzubereiten.
Um Ihrem Kind ein positives Bild zu vermitteln, können einfache Tricks hilfreich sein. Lesen Sie beispielsweise gemeinsam Bilderbücher, in denen das Thema angemessen behandelt wird. Fragen Sie Ihren Zahnarzt nach Buchempfehlungen oder lassen Sie sich in der Bibliothek oder Buchhandlung beraten. Wir empfehlen, für die erste Vorbereitung auf Bücher zu verzichten, in denen Zahnextraktion und Füllungen ein Thema sind.
Halten Sie auch die Augen nach einem „Tag der offenen Tür“ bei Ihrem Zahnarzt offen. Einige Praxen veranstalten diese Tage, um die Möglichkeit zu schaffen, Patienten in ungezwungener Atmosphäre kennenzulernen und Teile der Praxis zu zeigen, die normalerweise für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Mit so einem Erlebnisbesuch begeistern Sie Ihr Kind sicherlich für den Gang zum Zahnarzt!
Zahnarztbesuch kindgerecht erklären
Zum positiven Bild, das Sie für Ihr Kind vom Zahnarztbesuch schaffen sollten, gehört jedoch nicht nur Schönfärberei. Wichtig ist auch, dass Sie den Ablauf kindgerecht erklären, damit Ihr Sprössling weiß, was ihn erwartet.
Achten Sie hierbei sowohl auf die Inhalte als auch auf die Wortwahl. Bleiben Sie positiv und erklären Sie, weshalb der Zahnarztbesuch ein erfreuliches Erlebnis ist. Sie könnten beispielsweise erzählen, dass Ihr Zahnarzt ein neuer Vertrauter ist, den Ihr Kind bald kennenlernen wird. Er wird die Zähne zählen und schauen, ob sie gesund sind. Mit einer Spezialzahnbürste wird er Sie blitzblank sauber machen – damit sie auch noch lange gesund bleiben.
Verzichten Sie auf negative Beschreibungen: Sprechen Sie nicht über Schmerzen und Zahnweh. Heutzutage muss ein Zahnarztbesuch nicht wehtun, denn die verfügbaren Betäubungsmethoden schalten Schmerzen zuverlässig aus. Auch gutgemeinte Ratschläge wie „Es wird nicht wehtun, wenn du brav bist“ oder „Sie tun dir nicht weh. wenn du dich benimmst“ können schnell nach hinten losgehen, weil sie bei Ihrem Kind eine Erwartungshaltung aufkommen lassen, dass es aktiv etwas leisten muss, um Schmerzen zu verhindern.
Wenn Sie selbst unter Zahnarztangst leiden kann es schwierig sein, sich die eigene Angst nicht anmerken zu lassen. Ziehen Sie in Erwägung, das Thema Zahnarzt von Ihrem Partner oder einer anderen Vertrauensperson Ihres Kindes abwickeln zu lassen.
Eltern – im Behandlungszimmer dabei sein oder nicht?
Grundsätzlich ist es sinnvoll, wenn Sie als Elternteil beim Zahnarztbesuch Ihres Kindes im Behandlungszimmer dabei sind. So fühlt Ihr Kind sich in der ungewohnten Umgebung nicht alleingelassen. Idealerweise findet beim ersten Zahnarztbesuch ohnehin keine Behandlung statt, sodass Sie sich ganz in Ruhe „beschnuppern“ können und Ihr Kind sich mit der Situation vertraut machen kann.
Trotzdem gilt: Im Behandlungszimmer sind Sie in erster Linie Zuschauer. Bei der Untersuchung sollten Sie sich nur einmischen, wenn Sie direkt gefragt werden. Ermöglichen Sie es Ihrem Kind und dem Zahnarzt, sich kennenzulernen und Vertrauen zu einander aufzubauen.
Bei späteren Behandlungen kann es sinnvoll sein, wenn Sie nicht mit im Zimmer sind. Einige Kinder reagieren besser, wenn kein Elternteil mit dabei ist – andere legen hingegen Wert darauf, eine Hand zum Festhalten zu haben. Sie selbst kennen Ihr Kind am Besten. Besprechen Sie vorher mit dem Zahnarzt, was die sinnvollste Vorgehensweise ist. Fragen Sie auch Ihr Kind, was ihm lieber wäre und zeigen Sie so, dass die Sie es ernst nehmen und die Meinung zählt.
Wenn Sie selbst unter Zahnarztangst leiden gilt auch hier wieder: Überlegen Sie, ob es möglich ist, wenn Ihr Kind von einer anderen Vertrauensperson begleitet wird. So ersparen Sie sich selbst und Ihrem Kind unnötigen Stress.
Insgesamt gilt: Wählen Sie einen freundlichen und respektvollen Zahnarzt, machen Sie den Besuch schon früh zur Routine, klären Sie Ihr Kind auf, zeichnen Sie ein positives Bild vom Zahnarzt und begleiten Sie Ihr Kind zuverlässig und liebevoll zu den Behandlungen. Mit so viel Vertrauen im Rücken wird die Zahnarztangst es schwer haben, Fuß zu fassen.