Ihr Angehöriger ist von Zahnbehandlungsphobie betroffen. Doch auch Sie leiden: Denn es ist schmerzhaft, mit ansehen zu müssen, wie ein geliebter Mensch ein Opfer seiner eigenen Psyche ist. Eine Angststörung hat oft weitreichende Folgen: Oft geht sie mit Isolation und sozialem Rückzug einher; die gesamte Lebensqualität des Betroffenen leidet.
Wie können Sie Ihrem Angehörigen mit Zahnarztangst dabei helfen, den Schritt zu mehr Lebensqualität zu wagen? Folgende Tipps haben wir für Angehörige von Zahnarztangst-Betroffenen zusammengestellt:
Danken Sie für das Vertrauen!
Sich einem Freund oder Familienmitglied zu öffnen und die eigene Angst zuzugeben, ist ein großer Schritt, denn eine Zahnbehandlungsphobie ist meist mit viel Scham verbunden. Danken Sie Ihrem Angehörigen für das Vertrauen, das er Ihnen schenkt. Es ist nicht selbstverständlich.
Informieren Sie sich!
Informieren Sie sich darüber, was es heißt, unter Zahnarztangst zu leiden. Als Nicht-Betroffener ist es oft schwierig, die Angst nachspüren zu können. Belesen Sie sich ausführlich, um ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Reaktionen von Ihrer Seite aus angemessen sind.
Nehmen Sie die Angst ernst!
Mit Aussagen wie „Stell dich nicht so an, es ist alles nicht so schlimm“ sollten Sie sich zurückhalten, denn so stellen Sie die Gefühle Ihres Angehörigen in Frage. Stattdessen sollten Sie Verständnis zeigen, auch wenn sie die Emotionen selbst nicht nachfühlen können. Verlangen Sie auch keine Rechtfertigungen für die Angst. Sie ist vorhanden, und das Ziel sollte sein, nun bestmöglich damit umzugehen.
Finden Sie Balance!
Im Umgang mit Ihrem Angehörigen und seiner Angst müssen Sie eine gewisse Balance finden: Drängen Sie Ihren lieben Menschen nicht dazu, jetzt sofort Änderungen vorzunehmen. Diese werden meist nicht fruchten. Vermitteln Sie aber im Gegenzug auch nicht das Gefühl, dass es Ihnen egal ist. Hier müssen Sie Fingerspitzengefühl beweisen. Kommunikation ist der Schlüssel dazu.
Geben Sie Hilfe zur Selbsthilfe!
Sie können Ihren Angehörigen nicht aus seiner Angst befreien. Diese Last können Sie ihm nicht abnehmen. Machen Sie stattdessen Mut und geben Sie Hilfe zur Selbsthilfe: Erörtern Sie die Möglichkeiten, die im Kampf gegen die Angst unterstützend sein können: Selbsthilfegruppen, Online-Communities, oder idealerweise sogar eine Therapie bei einem Angstspezialisten.
Nutzen Sie Chancen!
Beim Umgang mit einer Angststörung ist es wichtig, dass der Wunsch, die Angst zu bekämpfen, aus dem Betroffenen selbst kommt. Dies ist oft der Fall, wenn der Leidensdruck größer wird als die Angst, z.B. bei Veränderungen im Leben oder großen emotionalen Ereignissen. Halten Sie die Augen offen nach solchen Gelegenheiten, bei denen der Betroffene selbst den Wunsch verspürt, sich der Angst zu stellen – und geben Sie genau jetzt Unterstützung, ohne jedoch Druck auszuüben.
Zeigen Sie Unterstützung!
Als Angehöriger können Sie aktiv Unterstützung leisten. Die einfachste und zugleich effektivste Möglichkeit: Bieten Sie an, Ihren Angehörigen beim Zahnarztbesuch zu begleiten. Sie können auch dabei helfen, die richtige Praxis zu finden und natürlich anbieten, nach der Behandlung das Taxi zu spielen.
Übertreiben Sie es nicht!
Die Versuchung ist groß, Ihrem Angehörigen alle unangenehmen Aufgaben abzunehmen. Schließlich wollen Sie nicht, dass er unnötig leidet. Zur Bewältigung der Angst gehört aber auch dazu, sich mit ihr auseinanderzusetzen. Dies ist nur möglich, wenn Sie Ihren Angehörigen nicht zu sehr bemuttern oder schonen. Verstärken Sie nicht die Unselbstständigkeit Ihres Angehörigen, denn dann ist Ihre Hilfe kontraproduktiv!
Denken Sie auch an sich!
Last but not least: Einen Angehörigen mit einer Phobie zu betreuen, ist kräftezehrend. Auch wenn sie selbst nicht direkt betroffen sind, leiden sie auf eigene Weise mit. Denn es laugt auf lange Sicht aus, beständig Verständnis zu zeigen, für den anderen stark zu sein und ihn in die richtige Richtung zu lenken. Kommen dann noch Angst vor der Zukunft und Groll gegen den Betroffenen hinzu, melden sich bald nagende Schuldgefühle. Schließlich wollen Sie doch das Richtige tun!
Keine Sorge: Auch diese Gedanken sind normal und nicht verwerflich. Achten Sie darauf, dass Sie nicht zu stark in die Rolle des vermeintlichen Therapeuten rutschen. Viel wichtiger ist, dass Sie die Beziehung zu Ihrem Angehörigen pflegen, ohne dass die Angststörung ständig Thema ist. Erlauben Sie sich also auch mal eine Auszeit von der Angst und kümmern Sie sich um Ihr eigenes Wohlergehen.