Warum Zahnärzte bei gesetzlich Versicherten Patienten ohne private Zuzahlung ab dem zweiten Termin draufzahlen

Zuzahlung
Picture of topDentis Cologne

topDentis Cologne

Die Zahnarztpraxis für Angstpatienten in Köln




Das deutsche Gesundheitssystem gehört zu den besten der Welt, doch es hat seine Herausforderungen. Eine der weniger bekannten Problematiken betrifft Zahnärzte und ihre Vergütung für gesetzlich versicherte Patienten, die keine private Zuzahlung wählen. Während der erste Termin oft noch kostendeckend ist, führt der zweite Termin häufig zu finanziellen Verlusten. Aber warum ist das so? In diesem Blog beleuchten wir die Gründe dafür und welche Konsequenzen dies für Zahnärzte und Patienten hat, insbesondere vor dem Hintergrund der besorgniserregenden Prognose, dass in den nächsten zehn Jahren 40 Prozent der Praxen schließen könnten.

1. Das Abrechnungssystem der gesetzlichen Krankenkassen

In Deutschland wird die zahnärztliche Versorgung über ein komplexes Abrechnungssystem zwischen Zahnärzten und gesetzlichen Krankenkassen geregelt. Die Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) und der Bewertungsmaßstab zahnärztlicher Leistungen (BEMA) bestimmen die Vergütung der Leistungen. Doch diese Vergütungssätze sind oft veraltet und spiegeln nicht die tatsächlichen Kosten und den Aufwand wider, den Zahnärzte betreiben müssen.

2. Deckelung der Erstattungen

Ein zentraler Punkt ist die Deckelung der Erstattungen durch die Krankenkassen. Jede Praxis hat ein festes Budget, das die Krankenkassen pro Quartal für die Behandlung gesetzlich Versicherter zur Verfügung stellen. Dieses Budget basiert auf historischen Daten und kann die tatsächliche Anzahl der Patienten und deren Behandlungsbedarf nicht immer adäquat abdecken.

3. Wirtschaftlicher Druck ab dem zweiten Termin

Beim ersten Termin kann der Zahnarzt oft noch kostendeckend arbeiten, da hier häufig grundlegende Untersuchungen und einfache Behandlungen anfallen. Kommt ein Patient jedoch erneut in der gleichen Abrechnungsperiode, sind die festgelegten Budgets oft schon ausgeschöpft. Das bedeutet, dass weitere Behandlungen nicht oder nur sehr geringfügig zusätzlich vergütet werden. Dies führt dazu, dass der Zahnarzt für zusätzliche Termine unter Umständen draufzahlt, da die Kosten für Personal, Materialien und Zeit nicht mehr gedeckt sind. Dies betrifft insbesondere Patienten, die keine private Zuzahlung wählen, um zusätzliche Leistungen zu finanzieren.

4. Die tatsächlichen Kosten einer Praxis

Zahnarztpraxen haben hohe laufende Kosten. Dazu gehören Mieten, Gehälter für das Personal, Kosten für Materialien und Geräte sowie administrative Ausgaben. Die von den Krankenkassen gezahlten Beträge decken diese Kosten oft nicht vollständig ab. Insbesondere bei zeit- und materialintensiven Behandlungen entsteht eine erhebliche Diskrepanz zwischen Aufwand und Vergütung.

5. Auswirkungen auf die Patientenversorgung

Diese finanziellen Zwänge können langfristig negative Auswirkungen auf die Patientenversorgung haben. Zahnärzte könnten gezwungen sein, weniger kostspielige Behandlungsmethoden vorzuziehen, weniger Zeit pro Patient zu investieren oder sogar bestimmte Leistungen ganz zu vermeiden. Dies könnte die Qualität der zahnmedizinischen Versorgung beeinträchtigen, insbesondere für Patienten, die keine zusätzlichen privaten Zuzahlungen leisten können oder möchten.

6. Bedrohliche Prognosen

Eine besorgniserregende Prognose zeigt, dass bis zu 40 Prozent der Zahnarztpraxen in den nächsten zehn Jahren schließen könnten, wenn sich die wirtschaftlichen Bedingungen nicht ändern. Dies liegt an den stetig steigenden Betriebskosten und den unzureichenden Erstattungen durch die Krankenkassen. Solche Schließungen würden die zahnärztliche Versorgung weiter verschlechtern, insbesondere in ländlichen Gebieten, wo der Zugang zu Zahnpflege ohnehin schon eingeschränkt ist.

7. Lösungsmöglichkeiten

Um dieser Problematik entgegenzuwirken, bedarf es einer Reform des Abrechnungssystems. Eine Anpassung der Vergütungssätze an die aktuellen wirtschaftlichen Gegebenheiten und eine flexible Budgetierung, die den tatsächlichen Behandlungsbedarf berücksichtigt, könnten Abhilfe schaffen. Auch eine Entlastung der Praxen durch Bürokratieabbau wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Zudem könnten Anreize geschaffen werden, um die Praxisgründung und -führung attraktiver zu machen.

Fazit

Die finanzielle Belastung der Zahnärzte bei der Behandlung gesetzlich versicherter Patienten ohne private Zuzahlung ab dem zweiten Termin ist ein ernstes Problem, das nicht nur die Praxen selbst, sondern auch die Patienten betrifft. Eine faire Vergütung und eine Anpassung der bestehenden Systeme sind notwendig, um die hohe Qualität der zahnmedizinischen Versorgung in Deutschland auch in Zukunft zu gewährleisten. Ohne solche Reformen könnte der prognostizierte Rückgang von 40 Prozent der Praxen Realität werden, was gravierende Auswirkungen auf die zahnmedizinische Versorgung im Land hätte.

Diesen Beitrag teilen:

Weitere Blogbeiträge