Vom Elfenbein zum Vollzirkon – Geschichte des Zahnersatzes

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Die Zahnarztpraxis für Angstpatienten in Köln

Zahnersatz ist eine moderne Errungenschaft? Von wegen! Schon früh in der Menschheitsgeschichte wurden fehlende Zähne mehr oder weniger gekonnt ersetzt. Begleiten Sie uns auf eine Reise in die Vergangenheit und tauchen Sie ein in die Geschichte des Zahnersatzes.

Der steinige Weg zur Zahngesundheit

„Das menschliche Leben ist einsam, armselig, ekelhaft, tierisch und kurz.“ -Thomas Hobbes

Mit diesem Zitat beschwört der Philosoph Thomas Hobbes in seinem „Leviathan“ ein düsteres Bild der Menschheit herauf. Wenn wir uns das Leben in der (Jung)Steinzeit ausmalen, dann haben wir oft genau diese Vorstellung vor Augen.

Doch bei genauerer Betrachtung war die Frühgeschichte der Menschheit nicht so düster, wie wir oft annehmen: Wir wissen, dass die Menschen in der Steinzeit ihre Häuser schmückten. Wir wissen, dass sie ihre Exkremente an dafür vorgesehenen Orten entsorgten und die Gemeindeplätze sauberhielten. Und wir wissen, dass sie Wege ersannen, mit Zahnproblemen fertigzuwerden.

Letzteres war auch bitter nötig: Durch die Seßhaftwerdung hatten sich die Essgewohnheiten der Menschen verändert. Zahnschmerz war die Folge der neuen Zivilisation. Gervorgerufen wurden sie zum Beispiel durch feinstes Steinmehl, das aus den Mörsern stammte, in denen Getreide gemahlen wurde und die Zähne unserer Vorfahren über die Jahre abschliff. Aber auch Karies und locker sitzende Zähne waren nicht unbekannt. Doch die einfallsreichen frühgeschichtlichen Menschen wussten sich zu helfen.

Frühgeschichte der Zahnmedizin

Moderne Kronen und Brücke aus Hightech Keramik

Die Geschichte der Zahnmedizin beginnt vor über 9000 Jahren in Pakistan. Archäologische Funde zeigen, dass die dort lebenden Nomaden die Fähigkeit besaßen, gezielt Löcher in Zähne zu bohren. Dabei handelte es sich nicht um Praktiken zur ästhetischen Verschönerung – die Löcher befanden sich an nicht sichtbaren Stellen. Daher wird davon ausgegangen, dass sie zur Behandlung von Zahnschmerzen gebohrt wurden. Die kariösen Stellen im Zahn wurden, ähnlich wie heute, entfernt.

Kronen und Brücke aus Hightech Keramik
Moderne Kronen und Brücke aus Hightech Keramik

Ein weiterer Fund im Süden von Slowenien zeigt, dass auch Füllungen nicht unbekannt waren: Dort fand man einen Kieferknochen, dessen Eckenzahn eine Füllung aus Bienenwachs beherbergt. Das Stück ist im Museum von Triest ausgestellt. Ob die Füllung noch zu Lebzeiten – vor knapp 600 Jahren – eingesetzt wurde, ist allerdings noch nicht eindeutig geklärt.

Der erste bekannte Zahnersatz wird in etwa 3600 Jahre altägyptische Schriften beschrieben: Mittels einer Mischung aus Honig und Mineralien wurden Zähne im alten Ägypten laut dieser Aufzeichnungen wieder angeklebt. Doch die Frühgeschichte der Zahnmedizin ist ingesamt löchrig. Aus vereinzelten Funden setzten Archäologen unser heutiges Wissen über zahnmedizinische Methoden von früher zusammen. Die Kunst des Bohrens war in den verschiedensten Regionen der Welt verbreitet. Es gibt Funde, die dies belegen – z.B. um 1500 v. Chr. in Europa und um 1100 v. Chr. im Südwesten der USA.

Zahnersatz aus edelsten Materialien

In der heutigen Zeit ist professioneller Zahnersatz nicht günstig. Die wertvollen Materialien und der aufwändige Fertigungsprozess machen die Herstellung von künstlichen Zähnen zu einer aufwändigen Angelegenheit. Das war auch schon in früheren Zeiten der Fall: Erste belegte Kunstzähne bestanden aus Materialien, die auch heute noch als hochwertig eingestuft werden. Als Etrusker, Phönizier oder Maya trug man Zahnersatz aus Elfenbein oder Horn. Sehr edel!

Diese Materialien wurden mit Golddraht an verbliebenen Zähnen befestigt. Im alten Ägypten bohrte man Löcher in die Wurzeln menschlicher Zähne, zog Gold- oder Seidenfäden hindurch und befestigte diese Konstruktion an noch vorhandenen Zähnen. Im 3. Jhd. v. Chr. befestigte man Brücken mit Goldband an den Nachbarzähnen. Auch der berühmte Arzt Hippokrates berichtet davon, dass lockere Zähne zur Stabilisierung mit Golddraht gefestigt wurden.

Natürlich waren diese Korrekturen in erster Linie kosmetischer Natur. Die Kaufunktion konnte mit einem mehr oder weniger losen Golddraht nicht wiederhergestellt werden. Dazu saßen die neuen Beißer einfach nicht fest genug. Immerhin: die durch fehlende Zähne beeinträchtigte Aussprache konnte so korrigiert werden.

Allerdings hatten alle verwendeten Materialien einen entscheidenden Nachteil: Sie verfärbten sich im Laufe der Zeit dunkel oder hatten schon von Beginn an eine andere Farbe als die verbliebenen Zähne. Dieses Problem wurde erst Jahrhunderte später gelöst.

Übrigens: Besonders selten waren künstliche Zähne in der Antike nicht. Es gibt zahlreiche Spottgedichte, in denen römische und griechische Dichter sich über Kunstzähne amüsieren. Das zeigt, dass die Ersatzzähne zum alltäglichen Anblick gehörten.

Dem Mittelalter die Zähne zeigen…

Im sprichwörtlich finsteren Mittelalter hatten Leute mit Zahnproblemen nicht viel zu lachen, denn das Wissen über die Zahntechnik ging während Zeit der Völkerwanderung weitgehend verloren. Erst im 16. Jhd. finden sich Hinweise auf neue Prothesentechniken – ein Schweizer Grabfund zeigt einen Zahnersatz aus Rinderknochen. Im 17. Jhd. folgt dann eine Prothese aus Buchsbaumholz, die in Japan gefunden wurde.

In Europa kamen im 17. Jhd. besonders exotische Materialien zum Zuge: Man trug nun Kunstzähne aus Nilpferdzähnen. Sie ersetzten vielfach die bisherigen Materialien Elfenbein und Tierknochen, da sie sich nicht verfärbten. Außerdem nahmen die verwendeten Materialien mit der Zeit den Geschmack von Speisen an. Grund dafür waren Wassereinlagerungen, die den Geschmack „festhielten“.

Trotzdem waren Nilpferdzähne nicht wirklich beliebt bei den Betroffenen. Denn sie verfärbten sich nicht – und waren einfach zu unnatürlich weiß. Zu dunkel, zu hell, zu locker, zu ungenau. Das waren die Probleme, mit denen Träger von Zahnersatz über Jahrtausende hinweg zu kämpfen hatten.

Moderne Materialien für den Zahnersatz

Mit dem Beginn der Moderne ging es endlich bergauf mit der Zahnmedizin. Im Jahr 1756 entwickelte Philipp Pfaff ein Verfahren für die Herstellung von Zahnabdrücken mit Siegelwachs. Diese wurden anschließend mit Gips ausgegossen, um genaue Vorlagen für die Herstellung von künstlichen Zähnen zu liefern.

Ende des 18. Jhd. kam ein neues Material für den Zahnersatz ins Spiel: Porzellan. In Frankreich wurden 1774 die ersten Porzellanzähne entwickelt; 1785 entwickelte ein amerikanischer Zahnarzt ebenfalls ein ähnliches Verfahren. Doch die Keramik hatte ihre Tücken: Sie war nicht besonders bruchfest, schwer zu bearbeiten und außerdem sehr teuer. Der Bedarf an Basisplatten aus Gold machte das Ganze zu einer kostspieligen Angelegenheit.

Die Konkurrenzmaterialien Elfenbein, Walross- oder Nilpferdzahn waren nach wie vor beliebt. Im Gegensatz zu Porzellanzähnen waren sie aber deutlich weniger passgenau, da sie nach Augenmaß gefertigt wurden.

Etwa 100 Jahre später kam dann ein neuer Spieler auf den Plan: Kautschuk war plötzlich ein erschwingliches und hinreichend filigranes Material in der Medizin. Er wurde bereits für Verbandsbinden und als Abdruckmaterial genutzt. 1851 erschien dann die erste Kautschukprothese. Erstmals war es nun möglich, wirklich exakt sitzenden Zahnersatz anzufertigen. Neben dem guten Sitz überzeugte Kautschuk durch guten Randschluss, den Verzicht auf Federn, die beim Tragen äußerst unbequem waren und das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis – eine Kautschukprothese kostete nur etwa die Hälfte einer Gold- oder Knochenprothese.

Dennoch wurde das neue Verfahren kritisch beäugt. Das Material konnte in der Basisplatte weniger dünn gearbeitet werden als Gold und führte daher an Engstellen zu Platzmangel. Auch waren Reparaturen häufig und aufwändig und der Geschmackssinn verschlechterte sich. Außerdem bot die raue Oberfläche reichlich Platz für die Anlagerung von Bakterien. Ein weiterer Minuspunkt: Für jede Herstellung einer Kautschukprothese in den USA musste der Zahnarzt eine saftige Lizenzgebühr an den Patentinhaber zahlen. Kein Wunder, dass Bestrebungen entstanden, alternative Materialien für den Zahnersatz zu finden. Kandidaten für die Ablösung von Kautschuk als Prothesenbasis waren zum Beispiel Zelluloid oder Glas.

Doch erst die entscheidenden Durchbrüche bei der Herstellung von Polymethacrylaten (Plexiglas) brachten einen ernsthaften Konkurrenten auf den Markt. 1936 erschienen dann erste Prothesenbasen aus Paladon. Das Material verbreitete sich rasend schnell. Man schätzt, dass schon 1946 etwa 95% aller weltweiten Prothesen aus Polymethacrylat bestanden. Das Kautschuk-Zeitalter war zu Ende.

Aktuelle Materialien

Heute ist Zahnersatz kaum noch von echten Zähnen zu unterscheiden, und die Nachteile früherer Materialien sind durch die Verwendung moderner Werkstoffe weitgehend verschwunden. Die Kauleistung wird vollkommen wiederhergestellt; der Geschmacksinn ist nicht beeinträchtigt, und die Zahnfarbe kann individuell angepasst werden.

Außerdem muss Zahnersatz nicht mehr nur aus einem herausnehmbaren Gebiss bestehen: 1956 entdeckte man, dass ein Zylinder aus Titanium mit dem Knochen, in den er eingebracht ist, verschmelzen kann – die Grundlage moderner Implantate war geboren, die seit den 1970-Jahren ihren Siegeszug antraten.

Provisorische Kappe auf einem Zahnimplantat im Unterkiefer
Provisorische Kappe auf einem Zahnimplantat im Unterkiefer

Heutiger Zahnersatz besteht aus Keramik oder Kunststoff. Je nach Verwendungszweck und Geldbeutel gibt es für jeden Patienten die passende Lösung. Gold und Nichtedelmetalle werden im Seitenzahnbereich nach wie vor eingesetzt. Metallkeramik war in den letzten 20 Jahren das Material der Wahl, doch heute wird es immer mehr von Zirkon abgelöst – egal ob als Vollzirkon oder verblendet mit Keramik für ein angenehmes Preis-Leistungsverhältnis.

Wenn Sie aufgrund der zahlreichen Möglichkeiten nicht wissen, wo Ihnen der Kopf steht: Fragen Sie Ihren Zahnarzt. Er wird sie umfassend und individuell für Ihre persönliche Mundsituation beraten.

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